1. Was erwarten Sie von der Jury-Arbeit im Inkometa-Award?
In der internen Kommunikation ist im Moment unheimlich viel im Fluss – nicht zuletzt ist das eine Folge der Digitalisierung, die sich immer mehr durchsetzt. Man merkt das an den vielen, vielen „Baustellen“ in der Mitarbeiterkommunikation beinahe aller Unternehmen und Organisationen: Wer macht das schon noch so, wie vor zehn Jahren? Überall wird an Mitarbeiter-Apps gebastelt, an Social Intranet und Blogs. Selbst Vorstände stockkonservativer Dax-Unternehmen versuchen sich an neuen Formaten wie selbstgedrehten Smartphonevideos. Ich finde diese Entwicklung unglaublich spannend. Die interne Kommunikation ist im Umbruch – noch ist nicht ganz klar, wo die Reise hinführt, es wird viel experimentiert und mutig Neues ausprobiert. Ich hoffe, dass wir als Jury im Inkometa-Award möglichst vieler solcher „Schätze“ heben können – tolle Beispiele, von denen wir alle als interne Kommunikateure lernen können.
2. Was ist Ihnen bei Projekten aus der internen Kommunikation besonders wichtig?
Bei allem Hype um Digitalisierung, Mitarbeiter-Apps und neue interaktive Formate dürfen wir eines nicht vergessen: Content ist King! Das gilt auch in Zeiten von „interner Kommunikation 4.0“. Was helfen mir die tollsten Kanäle ohne spannende Inhalte? Was bringen die hipsten Formate, wenn das, was erzählt wird, derselbe alte Management-Talk und für die Mitarbeiter nicht relevant ist? Es wird auch weiterhin der Redakteure mit Gefühl für Sprache, einem Riecher für gute Geschichten und der Fähigkeit bedürfen, Inhalte für Mitarbeiter verständlich, relevant und ansprechend aufzubereiten. Und einen Fehler machen wir alle, und da schließe ich mein Unternehmen gar nicht aus, und das ist: In der internen Kommunikation wird nach wie vor viel zu viel schöngeredet, Probleme totgeschwiegen. Doch in Zeiten von Facebook, Twitter und Whistleblowing ist die Gefahr, dass das auffliegt größer als je zuvor. Und wenn Mitarbeiter schlechte Nachrichten zuerst von extern erfahren – sei es aus der Presse oder in sozialen Netzwerken – dann ist nicht nur die Glaubwürdigkeit der internen Kommunikation, sondern auch des Managements dahin. Deshalb: Schnell sein, „bad news“ in der internen Kommunikation zeitnah aufgreifen, aus Unternehmenssicht aufgreifen und einordnen. Dann können die Mitarbeiter in Krisenzeiten wichtige Botschafter sein und das Unternehmen zum Beispiel in einem Shitstorm in den sozialen Netzwerken in Schutz nehmen.
3. Auf welches eigene Projekt in der internen Kommunikation waren Sie besonders stolz?
Unter dem Motto „Internal Coms fit for the Future“ haben wir uns im vergangenen Jahr daran gemacht, die globale interne Kommunikation der BASF auf eine neue Stufe zu heben. In der Form gab es das bei uns noch nie: Das Projekt war sehr breit angelegt, neben der Zentrale auch Kollegen aus Asien, Nord- und Südamerika sowie anderen europäischen Ländern beteiligt.
Um herauszufinden, wo wir stehen und Best-in-Class-Ansätze zu identifizieren, haben wir interne und externe Benchmarks durchgeführt – unter anderem mit anderen Großunternehmen aus Deutschland, dem europäischen Ausland und Nordamerika. Ein solcher Vergleich unter dem Motto „Wie machen‘s eigentlich die anderen?“, anstatt immer nur im eigenen Saft zu schmoren, ist ausgesprochen fruchtbar und lehrreich. Es öffnet die Augen und lenkt den Blick auf „blinde Flecken“, die man vielleicht hatte. Auch der Blick in die anderen Regionen der Welt ist sehr hilfreich.
Danach haben wir unsere Erkenntnisse zusammengetragen, mit unserer real existierenden internen Kommunikation verglichen und herausdestilliert, was wir besser machen können. Heraus kam ein neues Konzept, dass wir jetzt in zahlreichen Einzelprojekten umsetzen: Wir werden unsere internen Kommunikationskanäle schlanker und fokussierter gestalten, indem wir zum Beispiel ein neues Intranet entwickeln, in dem das klassische Intranet mit Social-Media-Funktionen und einem modernen Nachrichtenportal integriert sind. Townhall-Events mit unserem Topmanagement, die per Webcast intern weltweit übertragen werden, bringen Botschaften direkt an die Mitarbeiterzielgruppen. Durch ein wirklich globales Redaktionsteam unter Einbeziehung der Kollegen aus Asien, Nord- und Südamerika und Europa sorgen wir für bessere Abstimmung der Botschaften. Gleichzeitig machen wir so unseren Content für die weltweiten Mitarbeiter relevanter. Darüber hinaus werden wir unsere interne Kommunikation attraktiver und glaubwürdiger gestalten, zum Beispiel durch den Einsatz interaktiver Formate und einer Smartphone-App für die Mitarbeiterkommunikation, die auf privaten und dienstlichen Handys nutzbar sein wird. Auch für “bad news” bereiten wir uns vor und sind dabei, die Mitarbeiter-Krisenkommunikation voran zu bringen.
[one_full last=”yes” spacing=”yes” center_content=”no” hide_on_mobile=”no” background_color=”” background_image=”” background_repeat=”no-repeat” background_position=”left top” hover_type=”none” link=”” border_position=”all” border_size=”0px” border_color=”” border_style=”” padding=”” margin_top=”” margin_bottom=”” animation_type=”” animation_direction=”” animation_speed=”0.1″ animation_offset=”” class=”” id=””][/one_full]Reinhard Staudacher (Jahrgang 1969) ist gelernter Journalist und studierte Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz. Seit 1994 ist er in der Unternehmenskommunikation der BASF tätig. Für den Chemiekonzern arbeitete er als Kommunikateur in Ludwigshafen, Hongkong, Seoul und Tokyo. 2017 leitete er ein Projekt zur Neuausrichtung und Modernisierung der weltweiten internen Kommunikation des Unternehmens. Aktuell ist er Senior Manager in der Einheit Global Internal and Change Communications. Die Vorstellung weiterer Jurymitglieder finden Sie hier: