1 Was erwarten Sie von der Jury-Arbeit im INKOMETA Award?
Ich freue mich auf die große Inspiration, die ich seit jeher aus Awards ziehen konnte: Über die Jahre habe ich dort viele Dinge gesehen, bei denen ich mir dachte: Wow, da hatte jemand aber Mut, Kreativität oder Beharrlichkeit. So etwas zu sehen, motiviert mich immer. Natürlich freue ich mich darauf, als Jury-Mitglied noch mehr Einsicht in Strategie- oder Kampagnendesign der Einreichungen zu haben. Zudem interessiert mich auch die Bewertung der anderen Jury-Teilnehmenden. Wie sehen diese eine Kampagne? Wie alle in der Jury hoffe ich natürlich, dass wieder viele Einreichungen zusammenkommen. Persönlich würde es mich freuen, wenn auch kleine und feine Dinge dabei sind, denn gute Maßnahmen und Kampagnen müssen nicht immer teuer sein.
2 Was ist Ihnen bei Projekten aus der internen Kommunikation besonders wichtig?
Messbarkeit. Denn erst wenn wir klare Daten zur Durchdringung von Maßnahmen oder Kampagnen haben, können wir in der Kommunikation wirklich sagen, dass wir etwas erreicht haben. Auch trennt sogar bis heute die saubere Messung und Interpretation von Kampagnen-Daten leider noch zu oft die Spreu vom Weizen. So kann – insbesondere in der internen Kommunikation – ein teures Hochglanz-Produkt oft vollkommen an der Zielgruppe vorbeischießen. Hingegen haben wir im Team oft genug vermeintlich unscheinbare Kampagnen gestartet, die in der Organisation dann wirklich etwas bewegt haben. Dies haben Daten gezeigt, während manche der Maßnahmen bei einem reinen Geschmackstest im Führungskreis wohl durchgefallen wären.
3. Auf welches eigene Projekt in der internen Kommunikation sind oder waren Sie besonders stolz?
Mein Highlight bleibt die interne Kommunikationskations-Kampagne „Ehrensache”, die ich bei Bosch mit meinem Team umsetzen durfte. Wir nannten Sie „die wahrscheinlich lokalste Influencer-Kampagne Deutschlands“ und machten Mitarbeitende zu den Stars der Kampagne. Auf Plakaten, in Podcasts und natürlich im Berufsalltag vor Ort berichteten sie davon, wieso sie gerne in Reutlingen arbeiten – zusammen mit anderen HR-Maßnahmen gelang es uns auch durch die Kampagne, die Arbeitszufriedenheit am Standort deutlich zu erhöhen. Besonders toll daran: Die Kampagnen-Idee kam aus dem Team, wir haben sie im Team umgesetzt und nur mit kleinem Support ausgerollt. Also eine echte, handgemachte, lokale Kampagne mit Wirkung.
4 Wo sehen Sie die interne Kommunikation in zehn Jahren (im Vergleich zu heute)?
Ich glaube, die interne Kommunikation wird sich noch einmal massiv verändern – und verändern müssen. Aktuell ist vieles geprägt durch Purpose-Kommunikation und das Arbeiten für ein höheres Ziel. Je länger ich Teil dieser Entwicklung bin, desto mehr glaube ich, wir werden bald das Ende dieses Trends sehen: Denn viele Unternehmen und Führungskräfte können leider nicht halten, was in ihrer Purpose-Kommunikation versprochen wird. Dies wiederum dürfte die Unzufriedenheit in vielen Unternehmen treiben. Ansatzweise startet das Umdenken schon jetzt. Für mich geht der Trend nochmals stärker in eine Personalisierung gegenüber den Mitarbeitenden: Bei Veränderungsprozessen wird es keine „One size fits all”-Lösung geben, wir brauchen zunehmend Kommunikation, die kleinere Zielgruppen anspricht und gleichzeitig das große Ganze nicht vernachlässigt. In Summe heißt das: Interne Kommunikation wird einen noch viel größeren Change-Anteil bekommen, als sie heute oft schon hat, insbesondere auch, um einen beidseitigen Dialog von Mitarbeitenden und Führenden anzustoßen, aufrecht zu erhalten und Schlüsse daraus zu ziehen. Hierfür wird sich die interne Kommunikation von einer – oft noch – ausführenden Rolle hin zu einer gestalterischen Rolle auch auf Management-Ebene entwickeln müssen. Oder plakativer: Ich glaube, dass die interne Kommunikation in zehn Jahren eher dem Management eine Handlungsempfehlung gibt, als eine gut klingende Sprachregelung oder Story zu tippen.
Sie haben die Chance, sich noch bis zum 31. März 2023 für den INKOMETA-Award zu registrieren und Ihre Projekte aus den Jahren 2021 und 2022 einzureichen.
Zur INKOMETA Registrierung und weiteren Infos
- Florian Pitzinger hat mit zwei Teams den INKOMETA Award gewonnen – 2020 für die Robert Bosch GmbH und 2021 für die Michelin Reifenwerke.
- Seit März 2023 leitet er die weltweite Kommunikation der Heidelberger Druckmaschinen AG.
- Zuvor war er bei Bosch und Michelin in leitenden Funktionen der internen und externen Kommunikation tätig.
Die Vorstellung weiterer Jurymitglieder finden Sie hier:
- Bianca Bauer
- Simon Lindenthaler
- Tobias Geiger
- Dr. Udo Kessler
- Ulrike Führmann
- Reinhard Staudacher
- Petra Röthlein
- Wolfgang Lanzenberger
- Dr. Georg Kolb
- Ariana Fischer
- Christof Hafkemeyer
- Steffen Henke
- Lutz Hirsch
- Katrin Fischer
- Frank Weber
- Andreas Haas
- Alex Gruhler
- Paula Auksutat
- Sabine Beck
- Jacqueline Juknat
- Dr. Kristin Engelhardt
- Ingeborg Gratzer
- Dr. Christina Wiedemeyer